Kintsugi
Hast du schon einmal von Kintsugi gehört? Du kennst es bestimmt.
Nach einer alten japanischen Tradition mit dem Hintergrund des Zen Buddhismus werden dort zersprungene und kaputte Teller, Schalen oder andere Dinge aus Keramik oder Porzellan wieder zusammengesetzt und mit Gold geklebt. Die Wertschätzung der Fehlerhaftigkeit steht dabei im bewussten Zentrum. Der Makel wird sogar noch hervorgehoben.
Auch in unserem menschlichen Leben stehen wir häufig vor einem Scherbenhaufen. Wir empfinden Verlust, Schmerz, Hoffnungslosigkeit oder wir fühlen uns als Opfer, vom Schicksal verarscht, die anderen sind schuld.
Doch wie gehen wir dann damit um? Viele sind perfekte Verdrängungskünstler, verleugnen das Problem oder reden sich Dinge schön. Dann kehren den Scherbenhaufen einfach unter den nächsten Teppich. Doch irgendwann wird jemand hineintreten und schon ist alles wieder da. Andere bleiben neben dem Scherbenhaufen stehen und zeigen allen, die Vorbeikommen jede Einzelheit. Es ist schon erstaunlich, wieviel Zeit wir darauf verschwenden.
Was wir anerkennen, wandelt sich. Es ist nie das Ende, sondern immer der Anfang. Wie im Kintsugi können wir unseren Scherbenhaufen wieder zusammensetzen, mit Gold zusammenkleben. Das ist manchmal eine mühevolle Aufgabe, doch es lohnt sich. Aus unserem Makel können wir etwas viel Schöneres erschaffen.
